Tezzeret

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Unter Sternen

They have only fallen asleep


Die erste war Sev. Ach Sev. Meine kleine Rebellin.
Keiner von uns hätte das erwartet, naja, keiner außer mir natürlich. Und trotzdem traf es auch mich wie ein Schock. Sie war zu einer Jagd aufgebrochen und einfach nicht zurückgekehrt. Irgendwann wurde Kayan informiert, von irgendeiner Izarra Conirgendwas, dass Sev seit einer Woche vermisst war und dass sie normalerweise ihre Beute immer pünktlich ablieferte – oder sich zumindest meldete, wenn sie es nicht konnte, was nie vor kam.
Zusammen mit Fro und mir hatte Kayan ein Suchkommando gebildetet.
Der Dschungel war echt ekelhaft, voller wirklich fiesen Viechern, ich war echt verdammt froh, dass Fro dabei war. Ha, froh dass Fro und... ähm ja. Das hier ist nicht der Platz für witzige Wortspiele. Auch dann nicht, wenn sie verdammt gut sind!

Wir fanden Sev. Und Jaran. Irgendeine Bestie hat sie erwischt. Haben nie raus gefunden, was es war. Sie sah wirklich furchtbar aus, niedergemetzelt, aber ich schätze, zumindest starb sie bei dem, was sie liebte. Ich glaube, Sev hätte ihren Tod gut gefunden. Kayan jedenfalls... nicht.

Er hat es von uns allen am schwersten verkraftet, seine Depressionen kehrten mit voller Wucht zurück, obwohl sie sich schon seit Jahren nicht mehr gemeldet hatten. Schätze, die Marsluft bekam ihm gut. Wir sagten Merivan und Keyari Bescheid. Und Izarra. Mehr sollten von dem, was wir vor hatten, nicht erfahren. Dank Merivans Geld und Kayans Mittel und Wege haben wir es geschafft, uns mit Sevs Körper auf Socorro einzuschleichen. Keyari war dafür zuständig, Sev hübsch zu machen – aber hat keinen Finger gerührt. Sie meinte, Sev hätte nicht gewollt, dass man die Wunden verschleierte.

Es war eine schöne Zeremonie, nach altem Yakari-Kult. Kayan hat seinen Kopf riskiert und die Datenbanken der Celuch gehackt (primitiv hatte er sie genannt). Er hat Sevs Namen einfach wieder in die Chroniken geschrieben. Ich glaube, es ist niemanden wirklich aufgefallen.

So I took the road less traveled by
And I barely made it out alive
Through the darkness somehow I survived
Tough love, I knew it from the start
Deep down in the depth
Of my rebel heart
My rebel heart


Als Keyari mich anrief, das war nicht wenige Jahre nach Sevs Tod, da wusste ich sofort, was los war. Ich wusste es tief in mir. Es war, als wäre eine Verbindung gekappt wurden. Sie sagte nur „Tezz...“ und ich sagte „Ich weiß.“ Der Rest war ihr Schluchzen und Weinen.
Keyari hatte es natürlich gewusst, von Merivans kurzer Lebensspanne gewusst, meine ich. Sie hatte sich immer darauf vorbereitet. Gewappnet. Aber nichts konnte ihr den Schmerz nehmen, als es dann passierte. Keyari sagte mir später, dass sie immer geglaubt hatte, darauf vorbereitet zu sein – aber, so sagte sie, kann man darauf vorbereitet sein, wenn dir ein Teil deiner Seele, deines Herzens entrissen wird? Naxi-Liebe ist etwas sehr... Tiefes. Sie würde nie wieder einen anderen Mann an ihrer Seite haben.
Mit Merivans Tod ist aber auch etwas... Eigenartiges passiert. Sein Vater, Jonathen Othagor, hat seinen eigenen Sohn überlebt, zum zweiten Mal. Und als er Projekt Lazarus erneut nutzen wollte, hat Keyari ihn daran gehindert. Ich glaube, da hat Jonathen zum ersten Mal darüber nachgedacht, wer und was ihm genommen worden war. Nicht nur sein Sohn, sondern auch all die Zeit, die er jetzt nicht wieder zurück bekam. All die Zeit, die er verschwendet hatte, all die Zeit, die er mit ihm hätte verbringen können.
Jonathen Othagor verstarb ein Jahr nach Merivan.
Und er vermachte Keyari sein ganzes Vermögen. Eine Naxi war Alleinerbin des Othagor-Imperiums – ich sag euch, neuer Wind auf Lunar-City, diesen verklemmten Rassisten dort! Keyari nutzte das Wissen aus Projekt Lazarus um Menschen zu helfen. Aber nur für Heilung und nicht, um die Toten wieder zurück zu holen.
Die Toten sollten ihren Frieden haben und behalten dürfen.
„Er ist da, oder?“, fragte Keyari mich.
„Ja, immer“, nickte ich.
„Ich weiß“, sagte sie. Und sie lächelte, als sie den Blick über die Gärten Arbivors streifen ließ.

Memory comes when memory's old
I am never the first to know
Following the stream up North
Where do people like us float
I will never disappear
For forever, I'll be here
Whispering
Morning, keep the streets empty for me


Fro hatte seinen 60. Geburtstag gefeiert, als sein Herz eine Woche später aufhörte zu schlagen. Er hatte immer gescherzt, dass er die 50er nicht überleben würde und Kayan hatte ihn aufgezogen, als die 6 dann vorne stand.
Die Wahrheit war, dass es schon weitaus früher mit ihm bergab ging. Was auch immer diese marsianischen Wissenschaftler angestellt hatten, der menschliche Körper war nicht dafür gebaut, Elektrizität zu erzeugen. Der ständige Strom in seinen Zellen, sein enorm schneller Stoffwechsel, all das war wie ein Altersbeschleuniger, der unaufhaltbar war. Schon mit Mitte 40 machten ihm seine Organe Schwierigkeiten, allen voran das Herz. Es war kein leichtes Spiel für Kayan, Fro davon zu überzeugen, kürzer zu treten. Keine Söldnerjobs mehr anzunehmen oder zumindest nicht so Schwere. Letztlich kam sowieso genug Geld durch Kayans Aufträge rein und viel Geld brauchten die beiden sowieso nicht.

Ich hatte Keyari im Gepäck, als Kayan sich bei mir gemeldet hatte. Ich habe ihn noch nie so emotionslos gehört. Aber ich wusste, dass er einfach unter Schock stand – und einen geschockten Kayan sah ich auch, als Keyari und ich im Krankenhaus ankamen. Kayan sah beschissen aus; um es mal gelinde auszudrücken. Als ich damals dachte, es ging ihm bei Sevs Tod schlecht... das war kein Vergleich dazu. Keyari verfiel natürlich sofort in Krankenschwesternmodus und zwang Kayan, endlich mal wieder was zu Essen und zu Trinken, als der Arzt zu uns kam. An seine Worte erinnere ich mich noch genau.
„Mister Moreau... er ist wach. Aber ich weiß nicht, wie lange. Sie können jetzt zu ihm, wenn Sie... noch ein paar letzte Worte haben.“ Kayan hob den Kopf wie in Trance. Seine Augen waren glasig von den Tränen, die in ihnen standen, aber er weinte nicht. Der Mann war aus Stahl, dachte ich bewundernd. Er nickte dem Arzt nur zu und ging.

Keyari und ich warteten Stunden. Als Kayan zurückkehrte, fiel mir zum ersten Mal auf, wie grau seine Haare geworden waren. Sonst habe ich das nie bemerkt.

Fros Beerdigung war wirklich schön. Der Mars hat keine Friedhofsordnung oder so etwas – der instabilen Regierung ist es wirklich egal, was du mit dem Körper deines Liebsten machst. Also bekam Fro ein Grab zwischen zwei einfachen Holzkreuzen – sie trugen die Namen seiner Eltern.


Boy, come on out from the cold.
You're lost outside there, don't you know?
It's not what you say, it's what you do.
Just keep wishing your wishes are true.
Well your dreams, they're reality.
There's no pain, there's no misery.
Just polish the blood and the bruise.
For there's just no way you can lose.
Well I wish it was true.


„Ich denke, ich hatte ein gutes Leben“, sagte Kayan müde, erschöpft. Er lag in seinem Bett und Keyari hielt seine Hand.
„Ja, das denke ich auch“, sagte ich.
„Kann immer noch nicht glauben, dass Kayan Moreau auf meinem Grabstein stehen wird. Dass Fro mich überredet hat, seinen Namen anzunehmen, tse...“, scherzte Kayan und wollte lachen, aber es endete in einem Husten.
Keyari tätschelte schmunzelnd seine Hand. „Hattest wohl einen schwachen Moment, Kayan“, sagte sie. „Wir sind übrigens bald da“, fügte sie noch hinzu und ließ Kayans Hand los, um dann nach vorne ins Shuttle zu gehen.
„Was für eine Überraschung ist das denn, alter Mann?“, fragte Kayan.
„Es wäre keine Überraschung, wenn ich's dir sage. Und hey ich bin nicht alt, 400 Jahre sind nicht alt.“
„Ich dachte, du bist 800 Jahre?“
„400, 800, 2000... macht keinen Unterschied.“
„Du hast dich wirklich nicht verändert, Tezz. Kann ich noch ein bisschen schlafen, bevor wir da sind...?“, murmelte Kayan und schloss schon die Augen. Ich hoffte, dass er sie zumindest einmal noch öffnete, bevor er für immer schlief. Ich hatte ihm etwas Wichtiges zu zeigen.

„Wo sind wir hier?“, fragte Kayan fasziniert und ließ den Blick über die üppigen Wälder schweifen.
„Arbivor“, erklärte Keyari, „Es ist ein guter Planet für... aber das wirst du gleich selbst sehen.“
Kayan runzelte die Stirn, aber Keyari und ich schwiegen verbissen.
Und dann kamen sie. Alle waren da. War gar nicht einfach, die ganze Bande zusammen zu trommeln. Ich sag dir, Aeolon in dem Alter sind un-mö-glich. Und sie dann auch noch überreden, dass sie nicht in ihren Alternativformen als Blümchen oder Vögel herum rennen ist noch schwerer!

Aber Kayans Blick war es wert.
„Sind das...“, murmelte er atemlos und erhob sich zitternd und mit Keyaris Hilfe aus seinem Rollstuhl. Ich nickte.
„Jap. Alle beisammen.“
Er lächelte voller Glück. Tränen standen ihm im Auge, als er mit einem „Hey Dad“ begrüßt wurde.

Sie blieben sogar noch bis zu seiner Beerdigung. Vielleicht haben wir ja in unserer Erziehung doch nicht komplett versagt.
„Sie werden sich an dich erinnern, Kayan. Das werden sie“, hatte ich ihm am Ende gesagt.
Er hatte nur wissend genickt – der alte Klugscheißer.

There's a blackbird perched outside my window
I hear him calling
I hear him sing
He burns me with his eyes of gold to embers
He sees all my sins
He reads my soul


Keyari wurde verdammte 120 Jahre alt. 120. Hab nachgelesen: das ist alt. Also für die Verhältnisse von so biologischen Wesen, deren Zellen ständig mit Absterben beschäftigt sind und so. Sie hatte bis zu ihrem letzten Lebenstag gearbeitet, ein verdammtes Heilimperium namens „Lazarus“ auf Lunar City aufgebaut. Der Name Othagor bedeutete mittlerweile Medizin, Pflege und Heilung – naja und immer noch Geld.
Sie wusste auch ganz genau, als ihre Stunde geschlagen hatte. Vielleicht so ein Naxi-Ding. Oder ein Keyari-Ding.
„Tezz“, sagte sie zu mir, „Du siehst immer noch genauso aus wie damals. Auf der Marauder. Weißt du noch?“
„Naja... klar. Meinst du, ich hätte mir mal ein paar Falten machen sollen oder so? Damit's nicht so auffällt, dass ich ein quasi unsterbliches Alien bin?“, scherzte ich.
„Du trägst sogar immer noch diese dämliche Federweste“, sagte sie kopfschüttelnd und ich grinste bloß.
„Tezz...“, sagte Keyari dann aber wieder, ernster. „Bitte zeig dich mir noch einmal. Du bist so ein schöner Mann. Versteck dich doch nicht in dieser Menschenhülle.“
Ich wusste es besser, als einer alten Damen zu widersprechen.
Keyari lächelte und streckte die Hand nach meinem Gesicht aus.
„Ich liebe es, dich anzusehen. Es erinnert mich so sehr an das Weltall und unsere Abenteuer dort... ich liebe das Weltall, Tezz.“ Sie lächelte. „Du hast dein Versprechen an mich nicht vergessen, oder?“
„Keyari, ich bitte dich... das würde ich niemals.“
„Gut“, lächelte sie und nickte langsam. „Gut.“

Einige Monate später stand ich auf einer gottverlassenen Raumstation am Arsch des Universums. Vor vielen, vielen Jahren soll hier die Marauder ins Ungewisse gestartet sein. Jetzt war es nur irgendein Randhandelsposten. Ein paar Revari trieben sich hier rum.
Ich hatte aber eine besondere Mission – ich hatte eine kleine Metallurne dabei. Drinnen befand sich die Asche von Keyari – und die von Merivan. War echt nicht einfach, beides zu besorgen. Echt. Komm mal an der Security von Othagor vorbei. Aber ich hatte Keyari ein Weltraumgrab versprochen, sie wollte zurück zu den Sternen. Wollte zwischen die Sterne. Und dort wollte sie mit Merivan für immer zusammen sein.

Go round the world with a woman like you.
Ain't no fucking thing that we won't do.
sell my soul if you want me to.


Und ich? Was soll ich sagen. Das alles ist innerhalb einer Erneuerung passiert. Ein Wimpernschlag in meinem Leben. Nagut, ich will mal nicht so sein – zwei Wimpernschläge. Ich werd mich immer erinnern.

Waren gute Wimpernschläge.
Wirklich gute.

Mad world beats
Outside our hearts
Times of need
We are apart

Under stars
We are alone

Under stars

Knuckles move under his skin
He wraps his heart and drives it in
And they move it all around
Until we cry

Under stars

Mother cries and turns around
Walks outside without a sound
The rain against the skin
While she faces every sin

Under stars

They have only fallen asleep

I've seen it many times
Each time they close their eyes and say goodbye
Rest in peace and give yourself to harmony

I've seen it many times
Each time they close their eyes and say goodbye
Rest in peace and give yourself to harmony

Give yourself to harmony
Underneath the stars


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