Sora Sorai (Yoshino Najiko)

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Wenn die Zeit der Blumen zu ende ist werden sie schwarz und trocken...

... Meine Zeit ist nicht zu Ende. Sie ist einfach stehen geblieben...

... Wer hat es nicht gehört? Wer hat sie noch nie gezählt? Eigentlich begleitet sie uns unser ganzes Leben. Zeit ist bis her immer etwas Kostbares in den Augen der Menschen gewesen. Sie macht das Leben erst Wertvoll - man weiß nie wann sie das letzte Ticken von sich gegeben hat. Ob wegen eines Unfalls, wegen einer Krankheit, oder weil einfach die Zeit gekommen ist, die das Herz zum Leben gewonnen hatte. Weil die Zeit begrenzt ist, für jeden von uns, ist das Leben wertvoll für jeden einzelnen, oder das Leben eines anderen. Man sagt immer, man hätte noch so viel vor sich, man hätte doch noch so viel zu erleben und dennoch hetzen wir uns durch die Stadt um keine Zeit zu verlieren. Offensichtlich ist es die Zeit, die das Leben im Unterbewusstsein beeinflusst, die unser Leben so wertvoll macht. Wer weiß wie viel wir davon überhaupt noch haben.

Wer hat den Zeigern der Uhr noch nie gelauscht? Wer hat die Sekunden noch nie gezählt? Ich habe damit vor Jahren bereits aufgehört. Seit feststeht, dass auch ich dieses Gen meiner Familie geerbt habe, versuche ich krampfhaft zu vergessen wie alt ich eigentlich bin. Denn das, was unser Leben offensichtlich so wertvoll machte, hat seinen Wert in meiner Familie verloren. So auch für mich. Es ist nicht so, dass ich dem Tod mit lockerem Blick ins Auge blicke, ich mag mein Leben. Allerdings habe ich keinen Grund mehr dem Zeiger der Uhr hinterher zu laufen wie andere. Sie hat ihren Wert ganz einfach für mich verloren. Ich bin stehen geblieben und schaue dem Zeiger hinterher, wie er sich immer weiter von mir entfernt und weiche dem Pendel aus, der von hinten in meine Richtung schlägt.

Meine Seele ist ein einziges Uhrwerk, dass mit der Zeit stehen geblieben ist. Nachdem ich aufgehört habe nach zu laufen, nachdem ich dem Pendel genug zugeschaut habe, haben die alten Schrauben und die Zahnräder aufgehört sich zu bewegen. Ich habe mich interessenlos nicht mehr darum geschert, habe damit die Uhr nie gewartet und nie geölt. Meine Uhr ist einfach stehen geblieben. Neues zu entdecken ist nicht von großem Belang für mich, ich werde genug Zeit haben das alles zu sehen, nach und nach. Ich brauche mich dafür nun wirklich nicht mehr zu hetzen, ich habe keinem Zeiger dem ich nach hechten müsste, kein Pendel dem ich lauschen könnte, keine Nervosität die mich ständig zurück zu dieser Uhr treibt.

Dennoch scheine ich auf etwas zu warten, denn auch wenn ich diesem Zeiger nicht mehr nach laufe und dem Pendel nicht mehr lausche, verlasse ich meinen Standort nicht. Ich bleibe einfach vor dieser Uhr stehen, die so groß für mich erscheint wie das Auge der Welt - ich kann von hier unten das Ziffernblatt gar nicht erkennen - interessiert es mich? Das ist eine Frage die ich mir nicht beantworten kann, ganz gleich wie oft ich mir diese Frage stellen muss um sie zu beantworten, ich werde wohl nie eine Antwort über meine Lippen bringen. Ich bewegte mich um keinen Schritt von dieser Uhr weg, ob ich Geräusche hinter mir vernehme oder nicht, ich schaue mich nicht einmal um. Bedaure ich es?

Kann es sein, dass ich es bedaure, dass meine Uhr stehen geblieben ist? Ich habe sie immerhin nicht dazu gebracht, dass sie stehen blieb. Ich bin ihr nur nicht mehr hinterher gelaufen, habe mich nicht mehr um den Pendel geschert, aber was soll mir daran die Schuld geben? Ich hab mein Alter immerhin nicht zum Stillstand geführt! Doch es gibt dennoch Dinge, die ich bedaure. Vielleicht starre ich diese Uhr ja nur an, weil ich darauf warte, dass sie weiter läuft. Diese Uhr spiegelt meinen Körper wieder, dessen Zeit einfach stehen geblieben ist.

Wie alt muss ich geworden sein, damit sie weiter läuft? Selbst meine Großmutter ist nicht älter als ich es hätte sein müssen. Und sie ist 84 Jahre alt - wie langsam ihre Zeit wohl läuft? Ja, ich bin mir inzwischen sicher, ich warte darauf das meine Zeit weiter läuft. Es gibt zu viel was ich bedauern könnte. Ich bin ein Mensch, ein Astra wie jeder andere auch. Und wie jeder andere Auch will ich nicht alleine sein. Wie jeder andere auch will ich doch nur jemanden haben, der mir nicht unter den Händen weg stirbt, während ich noch nicht einmal aussehe wie 30 Jahre. Ich möchte nicht, dass man schief angesehen wird, bloß weil es aussieht, dass man sich an einem Kind vergehen könnte. Ich möchte niemandem eine Last sein. Ich möchte niemandem etwas vorheulen. Ich kann darum also nur stumm vor dieser Uhr stehen und darauf warten, dass sie weiter läuft. Und während mein Körper keine Jahre verliert, ist es meine Seele die ganz langsam daran zergeht. Man wird nicht ernst genommen ... Man bevormundet einen. ... Und in den meisten Fällen dann, so traurig es auch klingt ... Ist man allein.

... Ich will nur nicht alleine sein ...
... Ich will nicht zurückgelassen werden ...
... Ich will niemandem eine Last sein ...
Meine Zeit ist stehen geblieben.