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Jonathan 'Jesus' Wharton

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"... das ist, als würde man auf einen Güterzug springen, um nicht zu entscheiden, wohin man möchte."


Sein Grinsen wirkt schon etwas debil. Aber wer mag es ihm verübeln...
Joe ist ein Überbleibsel aus Jugendrevolutionen. Ein letzter Geist unserer Zeit. Aber in unserer Welt total fehl am Platz. Ich weiß nicht, was er durchgemacht hat; aber von irgendwoher müssen ja seine ganzen Trip-Berichte stammen. Ich glaube, dass sie ihn in die Geschlossene gezerrt haben, hat seinem entrückten Verstand endgültig den Rest gegeben. Jetzt sieht man ihn meistens nur noch weise auf dem Sofa sitzen, gekleidet in einen blau-weiß gestreiften Pyjama und einen babyblauen, grottenhässlichen Bademantel.
Hat er aber einen seiner Anfälle von Aktionsdrang, zum Beispiel das Haus mit so vielen roten Bändern wie möglich zu bekleben, flitzt er lieber nur in Boxershorts und mit einem Zylinder auf dem Kopf durch die Gegend. Wenn er noch eben einkaufen geht, zieht er sich dann meist wenigstens noch ein weißes, ärmelloses Shirt und die schwarz-weiß gestreifte Knasti-Hose an...

Als mal wieder eines dieser seelischen Wracks an seiner Tür kratzte, so ein junges Ding, sie nannte sich Candy... da drückte er den Joint in seiner Handfläche aus und sagte in einem Ernst, der an seinem Wahnsinn zweifeln ließ, zu mir: "Geh zu Johnny und lass dir erklären, dass es tausend Möglichkeiten gibt, seinem Leben eine undenkbar aufregende, existenzbedrohende Wendung zu geben. Drück dein Gesicht auf den Kopierer und schenke die hässlichste Fratze deinem Chef. Knacke Autos auf und kippe Milch in die Heizungsschlitze. Oder verschließe die Augen vor der Wirklichkeit und schluck das blaue Wunder runter.“ Eigentlich, das wusste ich, waren die Worte an Candy gerichtet. Aber sie hätte sie weder gehört noch verstanden - das wusste ich auch. Und Joe ebenso.

Die Gäste unseres Hauses, entfernte Bekannte und die anderen Speichellecker, von denen will er Jesus genannt werden. Ansonsten reagiert er nicht auf sie. Und ich meine gar nicht. Es ist dann, als würden seine seltsam-grünen Augen sie nicht einmal wahrnehmen.
Wie seine engsten Freunde ihn nennen, das ist ihm egal. Joe klingt für mich aber noch nach einer rationalen Vernunft, mit der ich mich begnügen kann. Er selbst nennt sich jedoch Johnny, wenn er mal wieder in der dritten Person von sich spricht... seine Begründung ist übrigens die, dass Gaius Julius Cäsar das ja auch gemacht hätte. Er vergleicht sich bisweilen mit dem römischen Imperator... er behauptet felsenfest, sie wären beide gleichgroß. Nämlich 1,74 m.

Irgendwann war Joe einfach fort. Er und sein Bademantel und sein Pyjama und auch sein komischer Hut. Keiner von uns hat nachgefragt, wir wussten, dass er niemandem bescheid gegeben hätte.

Bis heute weiß ich nicht, wie alt Joe ist. All' die Zeit, die ich ihn kannte, habe ich ihn als ein und denselben Mann in Erinnerungen. Stoppelbart, zerzauste dunkelblonde Haare... mal lang genug, dass er sie zum kleinen Zöpfchen knoten konnte, dann wieder kurz und zerstrubbelt. Und die grünen Augen. Die seltsam-grünen Augen.

"Die erste Pille bleibt für immer in deinem Gedächtnis erhalten, weil du am Ende genau weißt, was du getan haben wirst. Die Infanterie der guten Laune richtet sich gegen all jene, die Diebstahl an ihrer Freizeit begehen. Du kannst tausend Tode sterben, aber den ersten Kuss gibt es nur einmal. Damit kann man weder sparsam noch verschwenderisch umgehen, nur gezielt.", sagte Johnny am Ende.
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Jonathan 'Jesus' Wharton
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